Translate

Dienstag, 27. Januar 2015

Movie Review: Streif - One Hell Of A Ride

9 von 10 Sterne
9/10 Sterne

Shortly

Es dreht sich alles, wie der Name schon sagt, um das spektakulärste Skirennen in Österreich und im gesamten Weltcup. Aufnahmen wie man sie wohl noch nie so gesehen hat, sowie Rückblicke auf die geschichtliche Entwicklung und österreichische Sternstunden, sowohl hinter den Kulissen als auch auf dem Podium.
Tolle Bilder, tolle Interviews, ein Blick hinter die Kulissen des größten Skirennens Österreichs. Auch für nicht so Skisport-Interessierte eine Empfehlung.

Kann Spuren von Spoilern enthalten

Man sieht Aufnahmen der ersten Rennen und wie zwar die Strecke, nicht aber das Equipment gleich geblieben ist. Man erlebt immer wieder Überblendungen von Sommer auf Winter und wie sich die Streif wandelt, was ich sehr eindrucksvoll finde. Es kommen viele bekannte Skistars zum Wort und erzählen ihre persönlich Geschichte zur Streif. Man erfährt aber nicht nur von Siegen, sondern auch fatalen Verletzungen und die damit verbundenen Auswirkungen auf das weitere Leben der Skifahrer.

Die Interviews wechseln sich ab und jeder Skistar erzählt seine Geschichte. Allgemeine Aussagen wurden zu schönen Bildern zusammengeschnitten.
In entspannter Atmosphäre und auch teilweise wirklich mit lustigen Erzählungen erfährt man, wie es für Daron Rahlves war, das erste Mal als Bester die Streif zu bezwingen und wie es beim zweiten mal auch fast soweit gewesen wäre, wenn da nicht ein Stephan Eberharter gewesen wäre. Rahlves finde ich hat einen sehr lockeren Erzählstil und kleine aber feine Sprüche runden dieses Interview ab. War für mich persönlich eines der Besten Interviews in diesem Film. Die lockere Art von Rahlves kommt aber vielleicht auch daher, dass er keine Abfahrtsrennen mehr bestreitet und mit den anderen in keiner Konkurrenz mehr steht und somit zur Streif auch ein bisschen Abstand vorhanden ist. Oder er ist einfach so ein lässiger und sympathischer Typ (im Moment fährt er beim Skicross mit).
Im Gegenteil zu Rahlves merkt man vermehrt den Konkurrenzdruck und -kampf bei den Interviews von aktuellen Fahrern im Weltcup. Diese Fahrer brauchen aber auch diese Verbissenheit, wenn es um die Streif geht. Besonders beeindruckend ist das Training von Marcel Hirscher und Max Franz. Ohne den Ehrgeiz der beste zu sein, steht man so ein Training nicht durch und ohne solches Training steigt auch die Verletzungsgefahr auf der Streif. Dies betonen auch die persönlichen Trainer, da Körperspannung für die gesamte Streif das beste Fundament ist, um dort Heil im Ziel anzukommen. So werden Gewichte gezogen, während der Trainer in unregelmäßigen Abständen am Seil zieht, welches am Helm befestigt ist. Mehrere Stufen werden auf einmal aus dem Stand gesprungen und auf Gymnastikbällen ohne Festhalten, die Balance perfektioniert. Da bin ich doch lieber nur Zuschauer auf der Couch, denn diesen Ehrgeiz habe ich dann doch nicht.

So lustig und bewundernswert die Erfolge und Trainingseinheiten sind, so schockierend und traurig stimmen einen die Unfälle und der lange Kampf zurück ins Leben, all jener Sportler, die schwer verunglückten. Man sieht Bilder von wilden stürzen. So war eine alte Aufnahme besonders erschreckend: Das Material ist schon älter und stammt vermutlich aus den 70er oder 80er Jahren. Man sieht wie der Skiläufer unkontrolliert stürzt und den Zaun entlang schlittert und die Kamera verfolgt ihn. Doch plötzlich ist der Skifahrer aus dem Bild verschwunden. Die Kamera schwenkt zurück und man sieht wie ein Baum seinen Sturz abrupt beendete. Leider erfährt man im Film nicht das Schicksal des Skifahrers, doch halte ich es für eher unwahrscheinlich, dass er diesen Aufprall überlebt hat. Was jedoch klar ist, dass dieser Baum im nächsten Jahr nicht mehr dort stand.
Besonders betrübt lässt einem die Geschichte von Hans Grugger. Er war besonders schwer beim Zielsprung gestürzt. So schwer, dass ein Teil seinder Schädeldecke rekonstruiert werden musste. Seine Erinnerung war auch beeinträtchtigt und es wirkt sehr tragisch wenn er davon erzählt, wie er sich zuerst nicht an seine Familie erinnern konnte und erst mit der Zeit diese Erinnerung wiederkehrte.
Was einen besonders in Erinnerung bleibt, sind die Erzählungen der Läufer als sie verstanden, dass sie mit diesen Verletzungen den Skirennsport nicht mehr weiter ausüben können. Man erkennt in ihren Augen wie bitter diese Erkenntnis für sie ist und wie sehr sie damit "hadern" es nicht doch noch einmal zu versuchen.

Was auch sehr beeindruckt sind die Arbeiten hinter den Kulissen. Was der Kitzbühler Skiverband eigentlich leistet, der die Rennen ausrichtet, sieht der Fernsehzuschauer nicht. Es scheint grotesk logisch, dass die Piste präpariert und bereit für das Rennen ist, wenn die Leute den Fernseher einschalten. Das aber die Natur dem Spektakel oft nicht so mitspielt, wie man es gerne hätte, wird eindrucksvoll in dem Film wiedergegeben. So wird bis zur Erschöpfung versucht die original Abfahrtsstrecke zu präparieren, auch wenn es bedeutet mit dem Hubschrauber Schnee vom anderen Berg auf die Streif zu transportieren. Wie dann freiwillige Helfer und das Bundesheer 48 Stunden versuchen, dem Schneefall Herr zu werden, damit die Piste befahrbar bleibt. Weiters wird erklärt wie man die Sicherheit immer wieder verbessert, um auch bei Horrorstürzen die Verletzungen so gering wie möglich zu halten. So werden auch Dummys eingesetzt, um die Kräfte, die an diversen Passagen auf den Läufer im Falle eines Sturzes einwirken würden, zu analysieren und zu minimieren.

Anything Else...?

Dem Filmteam sind hier sehr beeindruckende Aufnahmen gelungen. Der Film spiegelt sehr gut die Faszination Streif wieder - die Erfolge wie auch die Unfälle, die Karrieren zerstören. Das macht die unglaubliche Faszination der Streif, sowohl für Skifahrer als auch Zuschauer, aus.
Der Film hätte von mir 10 Punkte bekommen, wenn bei jedem Unfall kurz der gesundheitliche Zustand und die weitere Karriere in einem Satz erläutert worden wäre. So wäre für mich interessant gewesen, ob der Läufer, der vom Baum gestoppt wurde, überlebt hat oder schwere Verletzungen davon getragen hat (was ich leider befürchte). Dies kann man kaum selbst nachschlagen, da man weder das Jahr noch den Läufer genannt hat, aber das ist das, was mich doch noch im Nachhinein beschäftigt hat.